Thursday, August 10, 2006















Bild: Schwaebisches Tagblatt vom 19. August
mit Bericht

Auf Du und Du im Besen
Neuster Klatschund Rote Kapelle


Stadtrat, bekennender Linker und saisonaler Altstadt-Wirt: Anton Brenner in seiner Besenwirtschaft. Bild: Faden S eit dem 3. August hat Tübingen wieder eine Besenwirtschaft. Am Eingang zur Haaggasse 22 hängen die Besen, brennt die rote Glühbirne. Der Tübinger TÜLL-Stadtrat und Hobbywinzer Anton Brenner betreibt dort mit seiner Familie bis Anfang Oktober den zurzeit einzigen „Besa“ der Tübinger Altstadt.Wer in eine Besenwirtschaft geht und für sich sein will, ist hier falsch. Im Besen setzt man sich dazu. Hier hat man gleich Kontakt, kommt ins Gespräch – oft quer durch Raum, von Tisch zu Tisch und über Bankreihen hinweg. Die Besen, im Badischen „Strauß“ genannt, gehören zur Lebenskultur der südwestdeutschen Weingegenden. „Früher gab's mehr Kontakt zwischen Studenten und Bevölkerung“, erzählt jemand – im „Besa“ ist man sich traditionell begegnet. Davon lebt mancher „Gôgenwitz“. Hier duzt man sich, ist, kaum dass man sitzt, schon integriert und gehört dazu – „sogar die Neig'schmeggde“, wie ein „alter Tübinger“ meint, der noch die Besenwirtschaften in der Tübinger Kelter oder beim Weingärtner Liederkranz miterlebt hat..In Anton Brenners Altstadt-Besen wird an diesem Abend philosophiert und politisiert, werden der neuste Klatsch und die ältesten Anekdoten der Stadt verhandelt. Im Souterrain des Hauses in der Haaggasse finden sich auf den vorgeschriebenen maximal 40 Sitzplätzen die alten Tübinger genauso ein wie Studierende, die „mal was richtig urig Schwäbisches erleben“ wollen, Tagestouristen oder Burschenschafter. An einem Tisch nehmen Sängerkamerad(inn)en vom Tübinger Silcherbund Platz. Auch ein paar ehemalige Tübinger sind angereist, um den neuen Besen in Augenschein zu nehmen.Früher dienten die saisonalen Gaststätten, die maximal vier Monate pro Jahr geöffnet haben dürfen, zum Ausschank des frisch gekelterten Neuen „Besenweins“, dessen Nebenwirkungen allerdings berüchtigt sind. Heute sind es offene und Flaschenweine des Vorjahrs: Vom Tübinger Buckenloh, der Unterjesinger Mönchhütte oder der Wurmlinger Kapelle. Sechs Weine und sechs Spirituosen hat Brenner im Angebot: Ein Geheimtipp ist der „Pinot Gôgio“, ein grauer Burgunder mit Riesling. „Trocken und doch fruchtig, aber nicht zu süß“, sagen die Kenner. „Und die Qualität ist wesentlich besser als in den sonst so üblichen Garagen- oder Zeltbesen.“Andere schwören auf Brenners „Rote Kapelle“ – Spätburgunder mit Portugieser – und sinnieren , ob der Name (mit Hinblick auf Brenners Zugehörigkeit zur Tübinger Linken) etwa symbolisch zu verstehen sei. Auch die hauseigenen Schnäpse mit eigener Note finden begeisterten Zuspruch: der „Grabba“ mit Rosmarin, der Holunderlikör „Holunderlin“ oder – besonders zu empfehlen: der Honiglikör „Bärenfang“.Anton Brenner gesellt sich zu den Gästen, geht von Tisch zu Tisch, seine beiden Söhne bedienen. Brenners Frau Renate garniert in der Küche einen Teller nach dem anderen. Traditionell dürfen nur selbst gemachte, einfache Speisen angeboten werden: Schmalzbrot, Flamm- und Zwiebelkuchen. Und die Gäste kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: „Die Maultasche senn selber g'macht, wenn die ned schmegged, nô schmegged koine!“ „In des Rauchfleisch mecht mer sich grad neilega!“ „Ond Preise wie anno dazumal!“ Achim StrickerINFO Der Besen in der Haaggasse 22 ist Do-Fr ab 17 Uhr, Sa-So ab 11 Uhr geöffnet.
















Gaeste im Outdoorbereich (schoene Moeglichkeit bei gutem Wetter)





















da geht es rein - in der Haaggasse 22 Posted by Picasa

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